Die Herrlichkeit des Lebens

Er ist voller Selbstzweifel, begabt und todkrank. Sie ist selbständig, praktisch veranlagt und liebt das Leben. Als sich Franz Kafka und Dora Diamant begegnen, finden sie unverhofft das Glück einer grossen Liebe. Stimmungsvoll-poetische Verfilmung von Michael Kumpfmüllers gelobtem Roman, der den berühmten Schriftsteller als glücklichen Menschen zeichnet.

Im Sommer 1923 verbringt der tuberkulosekranke Franz Kafka, der als Dichter nur einem kleinen Kreis bekannt ist, mit seiner Schwester Elli und deren Kindern die Ferien in einem Ostseebad. Dort lernt er die 25-jährige Dora Diamant kennen. Sie arbeitet als Köchin und Erzieherin in einem Ferienlager für jüdische Kinder aus Berlin, steht mit beiden Beinen auf dem Boden und spricht neben Deutsch auch Hebräisch. Kafka ist von der lebenstüchtigen, selbstbestimmten Frau fasziniert, hat sie doch etwas Entscheidendes umgesetzt, zu dem er sich nie durchzuringen vermochte: Sie hat sich von ihrer jüdisch-orthodoxen Familie getrennt und lebt allein in Berlin. Innerhalb weniger Wochen tut er, was er nie für möglich gehalten hätte: Er entscheidet sich für ein gemeinsames Leben mit ihr und zieht zu ihr nach Berlin. Obwohl die Situation alles andere als einfach ist – Kafkas gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich im bitterkalten und inflationsgeplagten Berliner Winter zusehends – erleben sie eine Zeit grossen Glücks, die titelgebende «Herrlichkeit des Lebens». Ein einziges Jahr ist den beiden vergönnt, bevor Franz Kafka kurz vor seinem 41. Geburtstag stirbt. Der 3. Juni 2024 steht im Zeichen des 100. Todestags des bedeutenden Schriftstellers. Rechtzeitig zum Gedenktag erscheint der deutsche Spielfilm «Die Herrlichkeit des Lebens» von Georg Maas und Judith Kaufmann, der auf dem hochgelobten, 2011 erschienenen, gleichnamigen Roman von Michael Kumpfmüller beruht. Buch und Film erinnern an Kafkas letztes Lebensjahr, das zum glücklichsten seines Lebens gehörte, und zeichnen ein heiteres Bild des grossen Literaten. Der sorgfältig gemachte Film ist schnörkellos und unsentimental inszeniert, stimmig in Details und Figurenzeichnung und mit Henriette Confurius und Sabin Tambrea äusserst passend besetzt. Passagen aus Kafkas Werken – während seiner Liebesbeziehung mit Dora Diamant entstanden einige seiner berühmtesten Texte – fliessen mit reizvollen biografischen Bezügen in den Film ein und verdeutlichen einmal mehr die Wucht seiner Texte, auch wenn nicht der Literat, sondern der Liebende im Zentrum des Films steht. Verdienstvoll ist auch, dass Dora Diamant, die ihn bis zu seinem Tod liebevoll pflegte, eine Stimme erhält.