The Monk and the Gun

Als letztes Land der Erde erhielt das Königreich Bhutan Ende der 1990er-Jahre Zugang zu Fernsehen und Internet. Doch die grösste Veränderung steht 2006 noch bevor: die Einführung der Demokratie. Die warmherzige Politkomödie begeistert mit überraschenden Wendungen und urkomischen Seitenhieben auf den Kapitalismus.

Bhutan im Jahr 2006. Als letztem Land der Welt haben hier Fernsehen und Internet sowie die westliche Popkultur mit Actionhelden wie James Bond vor weniger als zehn Jahren Einzug gehalten. Nun steht mit der Abdankung des reformorientierten Königs, der Bhutan zu einem modernen, demokratischen Staat mit einer konstitutionellen Monarchie umwandeln will, ein weiterer, diesmal politischer Markstein bevor. Um die Bevölkerung mit den demokratischen Prozessen vertraut zu machen, werden zuerst «Testwahlen» durchgeführt. Doch der bevorstehende politische Wandel erhitzt die Gemüter der sonst so sanftmütigen Bevölkerung, und der Machtkampf der Parteivertreter polarisiert bis in die Familien hinein. Über das Radio dringt die Nachricht auch zum in Abgeschiedenheit lebenden Lama und veranlasst ihn, seinem Assistenten, dem Mönch Tashi, einen ungewöhnlichen Auftrag zu erteilen: Bis Vollmond, dem Tag der Wahlen, soll er ihm zwei Gewehre beschaffen, denn «die Dinge müssen wieder in Ordnung kommen». Tashi bleiben vier Tage Zeit, um dem Lama diesen ungewöhnlichen Wunsch zu erfüllen … Es war eine kleine Sensation, als 2022 das Spielfilmdebüt des bhutanischen Filmemachers Pawo Choyning Dorji, «Lunana – A Yak in the Classroom», für einen Oscar nominiert wurde. Sein zweiter Spielfilm «The Monk and the Gun», eine kluge, warmherzige Politsatire mit überraschenden Wendungen und subversiven Untertönen, feierte seine Weltpremiere 2023 am Telluride Film Festival und schaffte es auf die Shortlist der Oscars. Seither gewann der Film an internationalen Festivals mehrere Preise und war im März im Wettbewerb des Fribourg International Film Festival zu sehen. In einer überwältigenden Landschaft, grossartig eingefangen von Kameramann Jigme Tenzing, erzählt Dorji seine Geschichte in einer an Robert Altman erinnernden Weise, indem er die Charaktere nahtlos in das Leben der anderen ein- und wieder austreten lässt. Marya E. Gates schreibt auf RogerEbert.com: «In einem Land, dessen grösstes Ziel das Glück seiner Bevölkerung ist, stellt Dorji in ‹The Monk and the Gun› die Frage, ob die vollständige Modernisierung den Preis für eben dieses Glück wert ist.»