Von Kindern und Bäumen

Ihr Schulzimmer ist der Wald. Über den Zeitraum eines Jahres taucht Regisseurin Natalie Pfister in den Kosmos einer Waldschule ein und lässt die Kinder zu Wort kommen. Sie geben Einblick in eine Lebenswelt, die ihnen erlaubt, Eigenverantwortung, Mut und Kreativität zu entwickeln.

Ob Sonnenschein, Regen oder Schnee – jeden Tag verbringen die vier- bis achtjährigen Kinder einer Badener Waldschule im Freien. Der Wald ist für sie Spiel- und Schulzimmer. Lesen, Schreiben und Rechnen lernen sie hier auf beiläufige Weise in und mit der Natur. In erster Linie erkunden sie auf eigene Faust den Wald, erleben den Kreislauf der Natur und suchen ihre Rolle in der Gemeinschaft. Der Dokumentarfilm begleitet die Kinder durch die vier Jahreszeiten und zeigt, wie sie allein oder in Gruppen durch den Wald streifen, in der inspirierenden Umgebung Werkzeuge für ihre Spiele finden, diskutieren, Konflikte austragen und Lösungen finden. Wie in kaum einem anderen Naturraum lernen die Kinder im Wald Achtsamkeit und Verständnis gegenüber der Natur. Hier werden ihre Sinneswahrnehmung, Motorik und Eigenverantwortung gefördert; ganz selbstverständlich sind sie mit Leben und Sterben, Veränderungen und Kreisläufen konfrontiert. Jedes Kind hat einen Baumfreund, von dem es sich verabschieden muss, wenn der Zeitpunkt kommt, in die «normale» Schule zu wechseln, was nicht ohne Wehmut geschieht – es sind berührende Szenen. Beeindruckend ist auch, wie frei und selbstbestimmt sich die Kinder bewegen, entgegen der gesellschaftlichen Entwicklung, die deren Radius und Selbständigkeit immer weiter einschränkt. Die Idee der Waldschule ist aus verschiedenen Bildungsbewegungen hervorgegangen, die den Wert von Naturerfahrungen für kindgerechtes, ganzheitliches Lernen erkannt haben. St.Gallen nimmt in der Waldschulpädagogik eine Pionierrolle ein: Vor über 20 Jahren wurde hier die erste Waldschule der Schweiz eröffnet. Der Dokumentarfilm der Regisseurin Natalie Pfister feierte seine Weltpremiere an den diesjährigen Solothurner Filmtagen vor einem begeisterten Publikum.

 

Die Premieren am 10. April finden in Anwesenheit von Regisseurin Natalie Pfister und Eva Helg, pädagogische Leitung Waldkinder St.Gallen, statt. Das Gespräch führt Mandy Falkenreck, Institut für Soziale Arbeit und Räume OST – Ostschweizer Fachhochschule. Musikalische Begleitung: Marius Tschirky.