Alle die Du bist

Die beherzte Nadine verliebt sich in den schrägen Paul. Dieser verzaubert sie mit seinen vielfältigen Wesenszügen so sehr, das er ihr in verschiedensten Gestalten erscheint. Doch im Alltag verflüchtigt sich der Zauber allmählich … Der realistische und zugleich magisch verspielte Film erzählt von einem Paar, das gegen das Ende seiner Liebe kämpft.

Die alleinerziehende Mutter Nadine hat mit 24 Jahren ihre brandenburgische Heimat verlassen, um bei Köln einen Job als Fabrikarbeiterin in der Kohleindustrie anzunehmen. Hier begegnet sie dem impulsiven Paul, dessen Persönlichkeit ihr so facettenreich erscheint, dass sie ihn buchstäblich in verschiedenen Gestalten wahrnimmt. Nach langer Zeit spürt sie sich endlich wieder selbst, und zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefe Liebe. Sieben Jahre später ist im mühevollen Alltag der Zauber jedoch verflogen. Nadines Arbeitsplatz ist durch den Strukturwandel bedroht, und auch ihr Blick auf Paul hat sich verändert, er wird ihr zunehmend fremd. Obwohl Paul ein hingebungsvoller Familienvater ist, beginnt sich Nadines Liebe immer weiter zu verflüchtigen. So wirft sie sich in einen verzweifelten, zweifachen Kampf: für ihre Liebe und für ihren Job … Aus der radikal subjektiven Perspektive seiner Protagonistin zeichnet Regisseur und Drehbuchautor Michael Fetter Nathansky das berührende Psychogramm einer Beziehung zwischen Ver- und Entlieben und überzeugt mit origineller Verspieltheit, wenn er Nadine – und sein Publikum – in Paul mal den gleichaltrigen Partner, mal ein hilfloses Kind, mal einen leidenschaftlichen Teenager oder einen in die Enge getriebenen, wutschnaubenden Stier sehen lässt. Dabei verbindet er mühelos magischen Realismus und Elemente eines klassenkämpferischen Kinos à la Ken Loach zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für den liebenden Blick. Seine Weltpremiere feierte «Alle die Du bist» an der diesjährigen Berlinale, wo er als Überraschungserfolg gefeiert wurde. Cosima Lutz schreibt im Filmdienst: «Mit grosser poetischer Stringenz erzählt Nathansky davon, wie fluide die Identität eines Menschen ist, wie fest aber Arbeits- und Liebesbezug miteinander verbunden sind, Compliance und Work-Life-Balance hin oder her. ‹Alle die Du bist› ist mindestens ebenso ein Film über die Liebe zur Arbeit wie über die Arbeit an der Liebe; er erzählt vom Leiden unter dem Damoklesschwert der ‹Umstrukturierung›, wie er auch von den vielen kleinen Abschieden weiss, die eine langjährige Beziehung bedeutet. Wer war der andere einmal? In wen hat man sich damals verliebt? Ist er (für einen) gestorben oder hat er sich nur verändert?»