American Voodoo – In memoriam David Lynch: Eraserhead

Der schüchterne Arbeiter Henry Spencer muss sich allein um sein deformiertes, schreiendes Baby kümmern. Im albtraumhaft-bizarren Film, dessen Dreharbeiten fast fünf Jahre in Anspruch nahmen, zeigt sich der typische Lynch-Stil in seiner Urform: Surrealismus in Perfektion. Ein Meisterwerk.

Henry Spencer lebt in einem düsteren, abgewrackten Industrieviertel. Bei einem skurrilen Abendessen bei den Eltern seiner Freundin Mary wird ihm eröffnet, er sei soeben Vater geworden. Das «Baby» – eine Frühgeburt – hat allerdings nichts Menschliches an sich, es ist eher ein kleiner Alien, der unentwegt schreit, was Mary bald nicht mehr erträgt. Sie verlässt die beiden und überlässt Henry seinen Vaterpflichten. Dieser verliert sich immer mehr in bizarren (Alb-)traumwelten, und als das kleine Wesen krank wird, beginnt die Situation zu eskalieren … David Lynch arbeitete fünf Jahre an seinem ersten Spielfilm, einem surrealistischen Horrormärchen in Schwarz-Weiss, das bereits kurz nach der Premiere zum Kultfilm avancierte. Die lange Produktionszeit war nicht nur finanziellen Problemen geschuldet, sondern auch dem experimentellen Sounddesign – ein akustisches Kunstwerk für sich –, das fast nur aus Industriegeräuschen und Dröhnen besteht und von Lynch zusammen mit seinem Tontechniker Alan Splet entwickelt wurde. Über die «Kreation» des Geschöpfs – der heimliche Star des Films – haben sich weder Lynch noch sein Team je geäussert. Georg Seesslen schreibt auf epd Film: «Von seiner bizarren Schönheit (…) hat ‹Eraserhead› über die Jahre kaum etwas verloren. Seine eigenartige Wirkung (…) entsteht aus einer besonderen Mischung des Unerhörten mit dem Gewohnten.»