Cinema italiano: Primadonna

Lorenzo, Sohn des dörflichen mafiösen Grossunternehmers, ist von Lia fasziniert. Als sie ihn zurückweist, vergewaltigt er sie. Nach der Tradition müsste sie ihn nun heiraten, doch sie beschliesst, ihn anzuzeigen. Der eindringliche Film zeigt eine mutige junge Frau in einem realen #MeToo-Fall im Italien der 1960er-Jahre.

Sizilien in den 1960er-Jahren. Die 21-jährige Lia arbeitet lieber mit ihrem Vater auf dem Feld, als der Mutter im Haushalt zu helfen. Überhaupt will die schöne und eigenwillige junge Frau – entgegen den herrschenden gesellschaftlichen Normen – ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Nach einem anfänglichen Flirt wagt sie es sogar, Lorenzo, den Sohn des mafiösen Grossunternehmers im Dorf, abzuweisen – worauf er sie gewaltsam entführt. Nach der Tradition müsste sie ihn nun heiraten, denn nur eine «rehabilitierende Ehe» kann ihre Ehre wiederherstellen. Doch Lia tut, was niemand erwartet hätte: Sie zeigt Lorenzo als Vergewaltiger an und beginnt einen persönlichen und juristischen Kampf um Selbstbestimmung. Irene Carmina schreibt in La Repubblica: «Marta Savinas gelungenes Spielfilmdebüt basiert auf der Geschichte von Franca Viola, der ersten Frau, die sich in den 1960er-Jahren in Sizilien gegen die sogenannte ‹Wiedergutmachungsehe› mit ihrem Vergewaltiger auflehnte. Die Regisseurin versteht ‹Primadonna› jedoch nicht als streng dokumentarisches Drama, es soll vielmehr stellvertretend für alle Frauen und ihre Geschichten von erlittener Gewalt, Ausgrenzung und dem Kampf um Selbstbestimmung stehen. (…) Dabei entziehen sich Lia und Lorenzo den gängigen Klischees schwarz-weiss gezeichneter Opfer-Täter-Rollen.»